Transkriptionsregeln – einfach erklärt

14. März 2023

Transkriptionsregeln bieten eine Richtlinie, um Audio- und Videoaufnahmen in Text zu überführen. Sie legen fest, was notiert werden muss, welche Informationen weggelassen werden können und wie das endgültige Transkript aussehen sollte. Diese Regeln sorgen für einheitliche Ergebnisse beim Übersetzen von Audio- oder Videomaterial in Textform.

Das Wichtigste in Kürze

  • zu den gängigen Transkriptionsregeln zählen Dresing & Pehl sowie GAT 2 (siehe Genau, L. (2021, 06. Dezember). So wendest du Transkriptionsregeln richtig an)
  • Dresing & Pehl ist für die einfache und erweiterte Transkription gedacht, während GAT 2 die komplexe Transkription reglementiert. Die einfache Transkription ist dem ursprünglichen Gespräch sehr ähnlich, während die erweiterte Transkription detaillierte phonetische Elemente erfasst. Die komplexe Transkription verwendet nummerierte Segmente anstelle von Zeitmarkierungen für kurze Redebeiträge, Fragmente, Pausen und Aktionen
  • das Minimaltranskript wird für die Bereiche Psychologie und Soziologie empfohlen. Es zeichnet Pausenlängen, Einatmung, Ausatmung und andere akustische Merkmale genau auf. Basis- und Feintranskript integrieren Betonungsmuster, Akzente und Lautstärke in das Transkript

Transkriptionsregeln nach Dresing & Pehl

Die Transkriptionsregeln von Dresing & Pehl basieren auf jahrelanger Erfahrung und dem Feedback von Nutzern der Transkriptionsprogramme f4 und f5. Hier handelt es sich um Regeln für eine einfache oder erweiterte Transkription.

Einfache Transkription

Die einfache Transkription ist eine Methode, mit der das gesprochene Wort genau in die schriftliche Form übertragen wird. Sie ist für alle Wissenschaftszweige geeignet und ideal für die Transkription von Interviews. Diese Methode führt zu einem Ergebnis, das dem ursprünglichen Gespräch sehr ähnlich ist.

Regeln der einfachen Transkription

Bei der einfachen Transkription werden

  • Lückenfüller wie ‚äh‘, ‚ähm‘ und Stotterer entfernt
  • Dialekte werden ins Hochdeutsche übersetzt
  • emotionale Äußerungen wie Seufzen oder Lachen werden in Klammern hinzugefügt
  • Pausen jeglicher Länge erhalten eine Kennzeichnung in Form von Klammern (…)
  • es erfolgt keine besondere Kennzeichnung der Betonung oder der Lautstärke des Textes.

Erweiterte Transkription

Die erweiterte Transkription ist ausführlicher als eine einfache Transkription. Hier werden alle lautsprachlichen Elemente in einem Gespräch aufgenommen, wie zum Beispiel Pausen und Wortbetonungen. Diese Art der Transkription wird in verschiedenen Wissenschaftszweigen verwendet.

Regeln der erweiterten Transkription

Hier werden

  • alle Lückenfüller wie ‚ähm‘, ‚ah‘ usw. und Stotterer integriert
  • die Betonung durch Großschreibung hervorgehoben, beispielsweise in der Form: ‚Bist du WIRKLICH sicher?
  • Wort- und Satzabbrüche mit einem Schrägstrich ‚/‘ gekennzeichnet
  • Sprechüberlappungen mit ‚//‘. gekennzeichnet
  • Pausen unterschiedlicher Länge entsprechend markiert (z. B.: ‚(.)‘, ‚(..)‘, ‚(…)‘)
  • Seufzer, Lachen und emotionale Äußerungen aller Art in Klammern angegeben (‚(seufzt)‘)

Die vollständigen Transkriptionsregeln von Dresing & Pehl sind nachzulesen unter: Dresing, T. & Pehl, T. (2015). Praxisbuch Interview & Transkription & Analyse: Anleitungen und Regelsysteme für qualitativ Forschende (6. Auflage). Eigenverlag

GAT 2

GAT 2 ist ein Transkriptionssystem, das 1998 entwickelt und 2009 von Linguisten aktualisiert wurde. Es liefert Regeln für die komplexe Transkription. Diese eignen sich besonders gut für wissenschaftliche Arbeiten oder Artikel. Es verwendet fortlaufend nummerierte Segmente anstelle von Zeitmarkierungen, um den Text in kurze Sprachabschnitte, Fragmente, Pausen und körperliche Handlungen zu unterteilen.

Zur komplexen Transkription des GAT2 gehören:

  1. Minimaltranskript
  2. Basis- und Feintranskript

Das Minimaltranskript

Beim Minimaltranskript handelt es sich um eine lautsprachliche Transkription, die eine exakte Aufzeichnung der Pausenlängen, Ein- und Ausatmen sowie weiterer akustischer Merkmale ermöglicht. Sie empfiehlt sich für die Bereiche Psychologie und Soziologie.

Regeln des Minimaltranskripts

  • erfasst exakt alle Sprechpausen, egal, wie lang sie sind
  • kennzeichnet hörbares Ein- und Ausatmen sowie nonverbale Handlungen wie Überlappungen, Verzögerungen und Lachen
  • alle Elemente des Transkriptes werden in Kleinbuchstaben notiert.

Basis- und Feintranskript

Diese Transkriptionstechniken gehen über das Minimaltranskript hinaus und integrieren auch Betonungsmuster, Akzente und Lautstärke ins Transkript. Diese Transkription ist ausschließlich sprachwissenschaftlichen Veröffentlichungen vorbehalten.

Fazit

Die Transkription von Interviews für eine wissenschaftliche Arbeit ist von entscheidender Bedeutung. Regeln variieren je nach Fachbereich. Die Methode von Dresing & Pehl ist für die meisten ausreichend, während die GAT 2-Regeln für Soziologie, Psychologie und Linguistik empfohlen werden.

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